Freundschaft in der Bibel #6


Aus unserem Leserkreis wurde angeregt, auch auf Bibelverse aus dem Buch der Sprüche einzugehen, das wertvolle, moralische Impulse liefert. Das tun wir gern und gehen in diesem Beitrag auf relevante Bibelverse zu „Freunden“ und „Vertrauten“ ein.
Der Begriff „Freund“ nimmt in der Bibel ein breites Spektrum ein:
- Wir haben „Freunde“ wie Jonathan, der David im Wald in der Wüste aufsuchte und seine Hand in Gott stärkte (1.Samuel 23:16)
- Auf der anderen Seite wird auch Judas bei der Überlieferung des Herrn Jesus als „Freund“ bezeichnet (Matthäus 26:50)
Das lässt erkennen, dass Freundschaft durchaus für eine Beziehung steht, diese aber von höherer oder minderer Qualität sein kann. Nicht jede Freundschaft ist ein Abbild der Beziehung zu Christus.
„Der Freund liebt zu aller Zeit, und als Bruder für die Bedrängnis wird er geboren.“ (Sprüche 17:17)
Wir lesen hier von einem Vorbild der Loyalität und der Beständigkeit, von einer Freundschaft, die über den Umständen steht und sich nicht durch diese beeinflussen lässt.
Christus ist uns da ein großes Vorbild. Hatte Petrus ihn verleugnet? War Thomas kleingläubig? Beides ist wahr, aber Christus entschied sich kompromisslos zur Liebe, deshalb lesen wir „da er die Seinen, die in der Welt waren, geliebt hatte, liebte er sie bis ans Ende.“ (Johannes 13:1)
„Ein Mann vieler Freunde wird zugrunde gehen; doch es gibt einen, der liebt und anhänglicher ist als ein Bruder.“ (Sprüche 18:24)
Es liegt nahe, dass dieser Vers den Aspekt „Everybody’s Darling“ anspricht und nicht per se eine Vielzahl von Freunden abwertet. Wenn wir ein geistlich konturloses und geistlich kompromissbereites Leben führen, können wir eine Vielzahl gläubiger und ungläubiger Freunde um uns scharen. Gleich gesinnte und ausgerichtete Freunde, die auch den wertvollen Dienst der zielführenden Ermunterung und Korrektur an uns üben, werden unter diesen aber nur einen Bruchteil ausmachen.
Neben der Gefahr, sein Fähnchen zugunsten einer Freundschaft immer wieder im Wind drehen zu müssen, besteht die Gefahr, dass sich „Schönwetterfreunde“ bei den ersten Wolken in Deinem Leben abwenden und Dich fallen lassen.
Auch hier ist uns Jonathan ein Vorbild. David wurde von seinen eigenen Brüdern verachtet, Jonathan hielt David aber die Treue durch eine Freundschaft, die mehr als Zuneigung ist – sie ist eine Form der Hingabe „durch dick und dünn“. Sei ein solcher Freund: ein belastbarer Halt und Anker für schwere Zeiten!
„Reichtum verschafft viele Freunde; aber der Geringe – sein Freund trennt sich von ihm.“ (Sprüche 19:4)
Wir waren in früheren Blogs schon auf diesen Vers eingegangen, da er durchaus aktuell ist. Auch bei Christen besteht die Gefahr, sich „Bubbles“ mit Freunden aufzubauen, die unseren eigenen Idealen entsprechen – dabei muss „Reichtum“ nicht auf den finanziellen Aspekt beschränkt werden.
Neben der Gefahr der „Echokammern“ (sich mit Gleichgesinnten zu umgeben, um sich gegenseitig in der „Bubble“ in der eigenen Position zu verstärken) wird aber ein weiterer Aspekt oft übersehen: die Freundschaft gilt letztendlich Deinem Reichtum (materiell, geistig, geistlich, …), nicht Deiner Person. Es ist daher eine fragile Freundschaft, die bei Verlust des Beziehungsgegenstands („Reichtum“) zerbricht.
„Viele schmeicheln einem Edlen, und alle sind Freunde des Mannes, der Geschenke gibt.“ (Sprüche 19:6)
Neben dem materiellen Aspekt („Geschenke“) kann auch das Image und das persönliche Fortkommen ein Aspekt der Freundschaft sein. Wir sollten uns daher hüten, persönliche Vorteile dieser Art aus einer Freundschaft gewinnen zu wollen. Uns sind viele Fälle bekannt, in denen „Freunde“ sich von Geschwistern abwandten, sobald diese keinen Mehrwert für die persönliche Entwicklung mehr darstellten.
Seien wir auch hier wie Jonathan oder die Helden Davids, die auch „Verworfenen“ treue und loyale Begleiter sind.
„Alle Brüder des Armen hassen ihn; wie viel mehr entfernen sich von ihm seine Freunde! Er jagt Worten nach, die nichts sind.“ (Sprüche 19:7)
Dieser Vers ist eigentlich auch selbsterklärend. Er ist aber ein weiterer Hinweis auf die Gefahr, wie Armut (materieller oder immaterieller) Art selbst brüderliche Beziehungen zerstören und Freundschaften lösen kann. Gottes Wort appelliert an vielen Stellen, sich derer zu erbarmen, die z.B. auch an der „Gnade Gottes Mangel leiden (Hebräer 12:15) und aufzuhelfen.
„Wer Reinheit des Herzens liebt, wessen Lippen Anmut sind, dessen Freund ist der König.“ (Sprüche 22:11)
Freundschaften haben großen Einfluss auf Moralempfinden und Weltanschauung. Sie können uns aufwerten oder abwerten. Die vielen biblischen Belehrungen zur Macht der Worte, deren Ursprung der innere Zustand ist, sollten wir wirklich beachten. Je nachdem, mit welchen Freunden wir uns umgeben, können geistliche Freude oder auch ungeistliche Bitterkeit genährt werden.
Ein König braucht Freunde, die ihn mit reinem Herzen und anmutigen Lippen umgeben und begleiten, ein schönes Appell an uns, wir wir Freundschaften ausleben.
„Öl und Räucherwerk erfreuen das Herz, und die Süßigkeit eines Freundes kommt aus dem Rat der Seele.“ (Sprüche 27:9)
Diesen Bibelvers habe ich wirklich liebgewonnen, weil ich den Wert eines „Rates der Seele“ erfahren durfte. Es ist eine Geste des Respekts und der Ernsthaftigkeit, einen Rat nicht rein intellektuell zu verarbeiten, sondern seelisch „reifen“ zu lassen – das Einbeziehen dieser Ebene (die Umstände und aktuelle Beschaffenheit des anderen beispielsweise) führt oft zu ganz anderen Ergebnissen.
Es ist unserem Freund auch ein Trost, wenn dieser erkennt, dass sein Wohl unser Herz bewegt – eine wohltuende „Süßigkeit“.
„Verlass nicht deinen Freund und deines Vaters Freund, und geh nicht am Tag deiner Not in das Haus deines Bruders: besser ein naher Nachbar als ein ferner Bruder.“ (Sprüche 27:10)
Ein schönes Beispiel finden wir hier in Hiram, der Freund Salomos und dessen Vaters Davids war (1.Könige 5:15-25). Dieser Freund hatte seine Vertrauenswürdigkeit schon eine ganze Generation bewiesen, was ihn aus vielen Beziehungen hervorhob. Solche Freundschaften sind sicher etwas Besonderes und schenken ein hohes Maß an Vertrautheit!
Es ist gut, wenn wir mögliche Freundschaften generationenübergreifend knüpfen, da wir so einander besser verstehen, unterstützen und helfen können.
„die den Vertrauten ihrer Jugend verlässt und den Bund ihres Gottes vergisst.“ (Sprüche 2:17)
Diese Warnung vor der „fremden Frau“ geht mit der Verführung Dritter einher. Wir möchten deshalb darauf hinweisen, welch gewaltigen Schutz gute Freundschaften darstellen. Vereinfacht gesagt: wenn Du erst mit Freunden brechen musst, um „Mist zu bauen“, hast Du sehr gute Freunde an Deiner Seite.
Freundschaften wirken in vielen Fällen nicht nur ermunternd und ermahnend auf uns ein, in vielen Fällen sind sie auch immunisierend und geistlich festigend – solche Freunde wünschen wir Dir!
„Ein verkehrter Mann streut Zwietracht aus, und ein Ohrenbläser entzweit Vertraute.“ (Sprüche 16:28)
Freundschaften sind ein schützenswertes Gut! Doch wie Satan bildlich die Freundschaft zwischen Gott und Menschen durch das Wecken von Zweifeln zerbrach, so bemüht er sich auch um die Entzweiung Vertrauter.
Schaffen wir in Freundschaften auch eine Atmosphäre bzw. ein Wertesystem, in dem wir offen ansprechen und ausräumen, was uns jeweils in die Ohren geblasen wurde. So können diese Angriffe zum Verfestigen des Vertrauens genutzt werden.
„Wer Liebe sucht, deckt die Übertretung zu; wer aber eine Sache immer wieder anregt, entzweit Vertraute.“ (Sprüche 17:9)
Das „Hervorkramen“ wahrer oder unwahrer Sachverhalte aus der Vergangenheit sind ein großer Fluch der Gegenwart. Es kann an Freundschaften nagen, wenn bereinigte Geschehnisse immer wieder hervorgeholt werden – unbereinigte sollten natürlich durchaus besprochen und abschließend bereinigt werden.
Konzentrieren wir uns auf die positiven Aspekte unserer Vertrautheit und Freundschaft und lassen wir nicht zu, dass Satan uns entzweit! Ein Hilfe dabei ist sicher, wenn wir folgenden Leitvers beachten:
„Im Übrigen, Brüder, alles, was wahr, alles, was würdig, alles, was gerecht, alles, was rein, alles, was lieblich ist, alles, was wohllautet, wenn es irgendeine Tugend und wenn es irgendein Lob gibt, dies erwägt.“ (Philipper 4:8)
Die Vokabel für „erwägt“ spricht von einem „detaillierten Bedenken“, einem „sich merken“ und „zurechnen“. Denken wir also über diese biblischen Tugenden nach und prüfen wir, wie wir sie nutzbringend in unsere Freundschaften einbringen können!