Freundschaft #2
In diesem zweiten Beitrag ist die loyale Freundschaft zwischen David und Jonathan unser Gegenstand. Loyalität in widrigen Umständen ist sicher ein verlässlicher Gradmesser von Freundschaften, wie wir es beispielsweise auch bei den Helden Davids sehen (siehe z.B. 2.Samuel 23:15-17).
Dabei spielt die Anzahl von Freunden eine untergeordnete Rolle, weit wichtiger ist die Qualität der Beziehung:
“Der Freund liebt zu aller Zeit, und als Bruder für die Bedrängnis wird er geboren. […] Ein Mann vieler Freunde wird zugrunde gehen; doch es gibt einen, der liebt und anhänglicher ist als ein Bruder.” (Sprüche 17:17; 18:24)
Wenn man loyale Freundschaften dieser Qualität besitzt, genießt man einen besonderen Halt im Leben. Verlässliche Loyalität bei unterschiedlichen Ansichten, eventuellem Fehlverhalten und negativen Einflüsse festigen Freundschaften und bieten nur dann den Segen einer belastbaren Zweisamkeit:
“9 Zwei sind besser daran als einer, weil sie eine gute Belohnung für ihre Mühe haben; 10 denn wenn sie fallen, so richtet der eine seinen Genossen auf. Wehe aber dem Einzelnen, der fällt, ohne dass ein Zweiter da ist, um ihn aufzurichten! 11 Auch wenn zwei beieinander liegen, so werden sie warm; der Einzelne aber, wie will er warm werden? 12 Und wenn jemand ihn, den Einzelnen, gewalttätig angreift, so werden ihm die zwei widerstehen; und eine dreifache Schnur zerreißt nicht so schnell.” (Prediger 4:9-12)
Wie anders waren die Erfahrungen unseres Herrn, als Ihn die Jünger verließen und flohen (Matthäus 18:24) und ein Freund Ihn mit einem Kuss überlieferte (Lukas 22:48). Lasst uns loyale Freundschaften anbieten, die den Freund auch in stärkster Bedrängnis aufrichten, wärmen und schützen – und jederzeit in Anspruch genommen werden können!
Wie kann das geschehen? Wir finden im angeführten Zitat aus Prediger 4 und den Schilderungen der Freundschaft zwischen David und Jonathan eine schöne Übereinstimmung:
“eine dreifache Schnur zerreißt nicht so schnell […] der HERR ist zwischen mir und dir in Ewigkeit.” (Prediger 4:12; 1.Samuel 20:23)
Wenn das bindende Element unserer Freundschaft unser Herr ist – was sollte diese Freundschaft dann noch lösen? Welche Dimension hat eine Freundschaft, die auch bereit ist, füreinander das Leben darzulegen (1.Johannes 3:16)? Auf der anderen Seite: wie gering kann die Qualität mit Freunden ohne Christus maximal sein?
Beim näheren Betrachten der Freundschaft zwischen David finden wir neben der Loyalität weitere wertvolle Impulse, von denen wir einige aufzählen möchten:
Freundschaft ist Herzenssache
“Und es geschah, als er aufgehört hatte, mit Saul zu reden, da verband sich die Seele Jonathans mit der Seele Davids; und Jonathan liebte ihn wie seine Seele.” (1.Samuel 18:1)
Als Menschen sind wir leider oft so geprägt, kalkulierte Koalitionen einzugehen, was aber keine wahre Freundschaften sind. Freundschaften bringen zweifelsohne Vorteile, Kernpunkt sollte aber die Person als solche sein. Wie soll eine Freundschaft sonst fortbestehen, wenn mein Freund die Vorteile plötzlich nicht mehr bieten kann?
Wir sehen dabei die Gefahr, dass sich eine Kopf-Liebe weitestgehend auf Liebes-Worte beschränkt, statt gegenseitig die ganzheitliche Liebe in die Freundschaft zu investieren:
“Kinder, lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit.” (1.Johannes 3:18)
Die Freundschaft Davids zu Jonathan wird von dieser seelenverbindenden Liebe eingerahmt, weitere Kapitel später lesen wir:
“Und Jonathan ließ David wieder bei seiner Liebe zu ihm schwören; denn er liebte ihn, wie er seine Seele liebte.” (1.Samuel 20:17)
Freundschaft ist verbindlich
Es mag etwas überraschen, dass David und Jonathan einen verbindlichen Bund schlossen. In unseren BibelCamps haben wir Jugendliche ermuntert, Freundschaften als Bündnis zu sehen, als belastbare Zusage der Loyalität und Verfügbarkeit.
So wertvoll die Aussage im Kern auch ist, so schmerzt es uns, wie häufig die Aussage fällt: “Wir haben uns Jahre nicht gesehen, doch sind wir sofort wieder Freunde wie damals geworden”. Nochmals: die Aussage als solche ist anerkennenswert, doch weicht sie deutlich von dem Ansatz “liebt zu aller Zeit” ab. Letztgenannte Freundschaft bedeutet eine liebevolle Wegbegleitung, nicht ein verbindendes Gefühl, falls man sich mal wiedersieht.
David durfte in vielen Fällen Nutznießer dieser Freundschaft Jonathans sein, dessen Herz mit ihm beschäftigt war und deshalb mehrfach Wege zu Davids Schutz schuf:
“Und Jonathan sprach zu David: HERR, Gott Israels! Wenn ich meinen Vater um diese Zeit morgen oder übermorgen ausforsche, und siehe, es steht gut für David, und ich dann nicht zu dir sende und es deinem Ohr eröffne – so tue der HERR dem Jonathan, und so füge er hinzu! Wenn meinem Vater Böses gegen dich gefällt, so werde ich es deinem Ohr eröffnen und dich ziehen lassen, dass du in Frieden weggehst; und der HERR sei mit dir, so wie er mit meinem Vater gewesen ist.” (1.Samuel 20:12-13)
Freundschaft ist selbstlos
Es stimmt traurig, wie sehr das feindselige und unversöhnliche Verhalten Sauls die Freundschaft Jonathans zu David belastete. Dennoch durfte David auf Jonathans Loyalität und moralischen Kompass vertrauen, auf der Seite der Gerechtigkeit zu bleiben und diese Position auch zu vertreten:
“Und Jonathan redete zu seinem Vater Saul Gutes von David und sprach zu ihm: Der König versündige sich nicht an seinem Knecht, an David; denn er hat nicht gegen dich gesündigt, und seine Taten sind dir sehr nützlich. Und er hat sein Leben aufs Spiel gesetzt und den Philister erschlagen, und der HERR hat ganz Israel eine große Rettung verschafft. Du hast es gesehen und dich gefreut; und warum willst du dich an unschuldigem Blut versündigen, indem du David ohne Ursache tötest? Und Saul hörte auf die Stimme Jonathans, und Saul schwor: So wahr der HERR lebt, wenn er getötet wird! Da rief Jonathan David, und Jonathan berichtete ihm alle diese Worte. Und Jonathan brachte David zu Saul, und er war vor ihm wie früher.” (1.Samuel 19:4-7)
Wir erkennen in dieser Textpassage auch den schönen Wesenszug Jonathans, keine Exklusivrechte auf David zu beanspruchen. In schulischen Freundschaften wird oft dagegen gearbeitet, dass beste Freunde auch andere Freunde haben; solche Besitzansprüche sollten wir als Christen aber ablehnen und uns um gute Beziehungen nach außen bemühen.
Das Beispiel zeigt uns aber auch den Umstand, dass eine in Anfeindungen anhaltende Freundschaft dazu führen kann, dass Freunde “mit hineingezogen werden”:
“Und ein böser Geist von dem HERRN kam über Saul; und er saß in seinem Haus, mit seinem Speer in der Hand, und David spielte mit der Hand. Und Saul suchte David mit dem Speer an die Wand zu spießen; aber er wich aus vor Saul, und er stieß den Speer in die Wand. Und David floh und entkam in jener Nacht.” (1.Samuel 19:9-10)
“Da warf Saul den Speer nach ihm {Jonathan}, um ihn zu treffen; und Jonathan erkannte, dass es von Seiten seines Vaters beschlossen war, David zu töten.” (1.Samuel 20:33)
Wir sollten bei Aufnahme von Freundschaften bereit sein, dem Freund auch in schweren, dunklen Tagen zur Seite zu stehen, ihn aufzurichten und der nötige “Bruder für die Drangsal” zu sein. Nochmals: Wie traurig ist es, wenn wir den Jüngern gleichen, die den Herrn in der Not verließen und flohen.
Freundschaft investiert Vertrauen
Freundschaften leben von einem respektvollen, kritikfähigen und ergebnisoffenen Dialog. Lob und Kritik, Rat und Hilfe sind wichtige Tools, einander das Angesicht zu schärfen (Sprüche 27:17).
Es ist aber ebenfalls eine Hilfe, dem Freund zu vertrauen, wie es auch Paulus bei den Galatern tat:
“Ich habe Vertrauen zu euch im Herrn, dass ihr nicht anders gesinnt sein werdet” (Galater 5:10)
Kennst Du das Empfinden, wenn Freunde Dir vertrauen, Gottes Willen tun zu wollen und in Abhängigkeit Gottes zu leben und zu entscheiden? Haben Freunde schon einmal Deine Hand auf ihrer Schulter gespürt und gehört, dass Du ihrem Urteil vertraust? Lesen wir dazu folgenden Ausspruch Jonathans:
“Und Jonathan sprach zu David: Was deine Seele spricht, das will ich für dich tun.” (1.Samuel 20:4)
Lasst uns unsere Freunde ermuntern, wo es nötig ist, bremsen, wenn es sie schützt und ihnen vertrauen, dass sie Gottes Weg erkennen und gehen möchten.
Freundschaft erbaut
Freundschaft unter Christen hat den großen Segen, einander auf Christus auszurichten, sich im Glauben zu erbauen und einander zu stärken und zu ermuntern.
Wenden wir das Beispiel Jonathans aus dem folgenden Vers einmal auf unseren Alltag an:
“Da machte sich Jonathan, der Sohn Sauls, auf und ging zu David in den Wald und stärkte seine Hand in Gott.” (1.Samuel 23:16)
Kennst Du Freunde, die derzeit evtl. auch einsam und verfolgt sind, sich bildlich gesprochen im Wald bzw. in der Wüste befinden? Dann gehe zu ihnen, beweise Deine Freundschaft und stärke ihre Hände in Gott. Wie viel Tränen können so getrocknet, Depressionen und Bitterkeit verhindert und Dankbarkeit gegenüber Gott gemehrt werden! Lasst uns die einfache Formel “Aufmachen und Stärken” häufig ausleben!