21 Apr.

Du aber…

Gottes Wort verwendet an vielen Stellen Anweisungen an das Kollektiv der Zuhörer, wendet sich dabei aber – oft in direktem Zusammenhang – auch an jeden von uns persönlich. Ein gutes Beispiel finden wir in der Bergpredigt, aus der wir einige Verse zitieren:

„1 Habt aber Acht, dass ihr eure Gerechtigkeit nicht vor den Menschen übt, um euch vor ihnen sehen zu lassen, sonst habt ihr keinen Lohn bei eurem Vater, der in den Himmeln ist. 2 Wenn du nun Wohltätigkeit übst, sollst du nicht vor dir herposaunen lassen, wie die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, damit sie von den Menschen geehrt werden. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn schon empfangen. 3 Du aber, wenn du Wohltätigkeit übst, so lass deine Linke nicht wissen, was deine Rechte tut, 4 damit deine Wohltätigkeit im Verborgenen bleibt; und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird es dir vergelten. 5 Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler; denn sie lieben es, in den Synagogen und an den Ecken der Straßen stehend zu beten, um sich den Menschen zu zeigen. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn schon empfangen. 6 Du aber, wenn du betest, so geh in deine Kammer, und nachdem du deine Tür geschlossen hast, bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist, und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird es dir vergelten. […] 19 Sammelt euch nicht Schätze auf der Erde, wo Motte und Rost zerstören und wo Diebe einbrechen und stehlen; 20 sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Rost zerstören und wo Diebe nicht einbrechen und nicht stehlen; 21 denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein.“ (Matthäus 6:1-21)

Wir erkennen einen Unterschied darin, a) welches Verhalten Gott grundsätzlich nicht wünscht und b) welche konkreten Appelle Er an jeden Einzelnen von uns richtet. Gott wünscht kein bloßes Ausloten und Einhalten definierter Grenzen, sondern wünscht, dass unser Leben in möglichst großer Übereinstimmung mit Seinem Willen ist.

Dazu möchten wir fünf Beispiele näher betrachten:

Die Liebe zu Christus

„15 Als sie nun gefrühstückt hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn Jonas, liebst du mich mehr als diese? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Er spricht zu ihm: Weide meine Lämmer! 16 Wieder spricht er zum zweiten Mal zu ihm: Simon, Sohn Jonas, liebst du mich? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Er spricht zu ihm: Hüte meine Schafe! 17 Er spricht zum dritten Mal zu ihm: Simon, Sohn Jonas, hast du mich lieb? Petrus wurde traurig, dass er zum dritten Mal zu ihm sagte: Hast du mich lieb?, und spricht zu ihm: Herr, du weißt alles; du erkennst, dass ich dich lieb habe. Jesus spricht zu ihm: Weide meine Schafe! 18 Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und gingst, wohin du wolltest; wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und hinbringen, wohin du nicht willst. 19 Dies aber sagte er, andeutend, mit welchem Tod er Gott verherrlichen sollte. Und als er dies gesagt hatte, spricht er zu ihm: Folge mir nach!“ (Johannes 21:15-19)

Losgelöst vom Kontext, warum Christus genau Petrus diese Frage stellt, tun wir gut daran, uns ergebnisoffen die Frage zu stellen, ob – bzw. wie sehr – wir Christus wirklich lieben. Dabei sollten wir die Reflexion auch nicht mit der Prüfung beenden, ob wir Christus mehr lieben, als es Bruder x oder Schwester y tut. Letztlich kommt es nicht auf unsere Sicht an, ob wir Christus lieben – Christus weiß, wie sehr er von uns geliebt wird. Befleißigen wir uns stattdessen, die Liebe zu Ihm zu zeigen, indem wir Seinen Willen in unserem Leben erfragen, erforschen und ausleben. Christus selbst sagt schließlich „Wenn ihr mich liebt, so haltet meine Gebote“ (Johannes 14:15).

Materialismus und Prioritäten

„6 Die Gottseligkeit mit Genügsamkeit aber ist ein großer Gewinn; 7 denn wir haben nichts in die Welt hereingebracht, so ist es offenbar, dass wir auch nichts hinausbringen können. 8 Wenn wir aber Nahrung und Bedeckung haben, so wollen wir uns daran genügen lassen. 9 Die aber, die reich werden wollen, fallen in Versuchung und Fallstrick und in viele unvernünftige und schädliche Begierden, die die Menschen versenken in Verderben und Untergang. 10 Denn die Geldliebe ist eine Wurzel alles Bösen, der nachstrebend einige von dem Glauben abgeirrt sind und sich selbst mit vielen Schmerzen durchbohrt haben. 11 Du aber, o Mensch Gottes, fliehe diese Dinge; strebe aber nach Gerechtigkeit, Gottseligkeit, Glauben, Liebe, Ausharren, Sanftmut des Geistes. 12 Kämpfe den guten Kampf des Glaubens; ergreife das ewige Leben, zu dem du berufen worden bist und bekannt hast das gute Bekenntnis vor vielen Zeugen.“ (1.Timotheus 6:6-12)

Es ist interessant, diesen Abschnitt in Jugendstunden zu besprechen, da viele Begrifflichkeiten der Bibel nur sehr relativ verstanden werden. Was ist Genügsamkeit und welchen biblischen Rahmen stellt uns Gottes Wort vor? Insbesondere in unserer westlichen Konsumgesellschaft besteht die Gefahr, dass sich unsere finanzielle „Komfortzone“ auf ein unbiblisches Verständnis ausweitet. Erlernen wir es selbst und lehren wir es auch einander, was der oft besungene „Pilgrimsstand“ wirklich bedeutet und warum die erwähnten, anzustrebenden Tugenden im evangelistischen Bereich, im Miteinander aber auch in der allgemeinen Lebensführung ein „Gamechanger“ sein können – auch bzgl. wahrer Freiheit.

Dienst und Fokus

„3 Denn es wird eine Zeit sein, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen werden, sondern nach ihren eigenen Begierden sich selbst Lehrer aufhäufen werden, indem es ihnen in den Ohren kitzelt; 4 und sie werden die Ohren von der Wahrheit abkehren, sich aber zu den Fabeln hinwenden. 5 Du aber sei nüchtern in allem, leide Trübsal, tu das Werk eines Evangelisten, vollführe deinen Dienst.“ (2.Timotheus 4:3-5)

Predigten sind heute oft rhetorisch ausgearbeitete Meisterwerke, die durch Gestik, Mimik und Dramatik wirklich attraktiv erscheinen. Doch besteht die Gefahr, dass wir die Wirksamkeit nicht mehr auf Gottes Wirken „beschränken“, sondern eigene Mehrwerte hinzufügen möchten – was oft aufputschend oder manipulierend wirkt. Dem entgegen sollen wir aber gute, gesunde Kost in aller Nüchternheit servieren und keine Sensationslust nähren oder unterstützen. Lasst uns nicht selbstherrlich „in den Ohren kitzeln“, sondern auf Gottes unverfälschtes Wort vertrauen, das imstande ist, uns weise zu machen (2.Timotheus 3:15) und unseren Dienst treu ausüben.

Lehre und Gesinnung

„10 Denn es gibt viele zügellose Schwätzer und Betrüger, besonders die aus der Beschneidung, 11 denen man den Mund stopfen muss, die ganze Häuser umkehren, indem sie schändlichen Gewinnes wegen lehren, was sich nicht geziemt. 12 Es hat einer von ihnen, ihr eigener Prophet, gesagt: »Kreter sind immer Lügner, böse, wilde Tiere, faule Bäuche.« 13 Dieses Zeugnis ist wahr; aus diesem Grund weise sie streng zurecht8 , damit sie gesund seien im Glauben 14 und nicht achten auf jüdische Fabeln und Gebote von Menschen, die sich von der Wahrheit abwenden. 15 Den Reinen ist alles rein; den Befleckten aber und Ungläubigen ist nichts rein, sondern befleckt ist sowohl ihre Gesinnung als auch ihr Gewissen. 16 Sie geben vor, Gott zu kennen, aber in den Werken verleugnen sie ihn und sind abscheulich und ungehorsam und zu jedem guten Werk unbewährt. 2:1 Du aber rede, was der gesunden Lehre geziemt“ (Titus 1:10-2:1)

Bei diesem „schändlichen Gewinn“ muss es nicht um finanzielle Mittel gehen, ebenso können wir der Versuchung erliegen, Einfluss zu gewinnen und Jünger hinter uns – statt Christus – herzuziehen (Apostelgeschichte 20:30). Dieser Versuchung sollten wir widerstehen, da nur der Einfluss Christi unserem Gegenüber wirklich hilft und dies zweifelsohne das Bestmögliche für unseren Gegenüber ist. Nehmen wir uns erneut vor, das zu lehren, was der gesunden Lehre geziemt und so zu lehren, wie es der gesunden Lehre geziemt.

Demut im Miteinander

„10 Demütigt euch vor dem Herrn, und er wird euch erhöhen. 11 Redet nicht gegeneinander, Brüder. Wer gegen seinen Bruder redet oder seinen Bruder richtet, redet gegen das Gesetz und richtet das Gesetz. Wenn du aber das Gesetz richtest, so bist du nicht ein Täter des Gesetzes, sondern ein Richter. 12 Einer ist der Gesetzgeber und Richter, der zu erretten und zu verderben vermag. Du aber, wer bist du, der du den Nächsten richtest? 13 Wohlan nun, ihr, die ihr sagt: Heute oder morgen wollen wir in die und die Stadt gehen und dort ein Jahr zubringen und Handel treiben und Gewinn machen 14 (die ihr nicht wisst, was der morgige Tag bringen wird; denn was ist euer Leben? Ein Dampf ist es ja, der für eine kurze Zeit sichtbar ist und dann verschwindet); 15 statt dass ihr sagt: Wenn der Herr will und wir leben, so werden wir auch dieses oder jenes tun. 16 Nun aber rühmt ihr euch in euren Großtuereien. Alles solches Rühmen ist böse. 17 Wer nun weiß, Gutes zu tun, und tut es nicht, dem ist es Sünde.“ (Jakobus 4:10-17)

Da Begriffe dieser Verse heutzutage oft missinterpretiert werden, deshalb möchten wir einige Definitionen berücksichtigen. Es ist ein zunehmender – und sehr bequemer – Trend, jedem lehrmäßigen oder zwischenmenschlichen Konflikt mit Verweis auf diesen Bibelvers aufzulösen. Es gebt bei der Aufforderung aber nicht darum, alles Ungeistliche zu tolerieren – das stünde in Widerspruch zu unserem Auftrag zum Kampf für den einmal überlieferten Glauben (Judas 1:3). Es ist auch nicht falsch zu urteilen, worum Lydia beispielsweise bat (Apostelgeschichte 16:15). Falsch ist aber, wenn es „gegeneinander“ geht, es also um einen Kampf zwischen Personen statt um die Sache geht. Ebenso falsch ist es, wenn wir unsere eigene Inkompetenz und Kurzsichtigkeit aus dem Blick verlieren (Verse 13-14). Konzentrieren wir uns stattdessen, unsere Möglichkeiten auszuschöpfen, einander Gutes zu tun und zum Wohl des Nächsten zu wirken. Und wenn ein Fehlverhalten beurteilt werden muss, so schwingen wir uns nicht zum Richter auf. Ein gutes Vorbild ist hier Paulus, der Kephas ins Angesicht widerstand, weil er dem „Urteil {Gottes} verfallen war“ (Galater 2:11). Nicht nur als Seelsorger sollten wir einander in Liebe und Demut, ebenfalls aber im Rahmen des „Urteils Gottes“ den Nächsten darauf hinweisen, wenn Gott eine Verhaltensweise verurteilt.

Fazit

Es ist Gnade, dass Gott einen persönlichen und individuellen Plan mit uns hat. Im Rahmen der Kollektivanweisungen, was nicht Seinem Willen entspricht, wird Er uns individuell mit Gaben ausstatten und uns sagen, wie wir Seinem Willen weitestmöglich entsprechen können.

Lasst uns diese Wege dann gehen, diese Gaben nutzen – zu Seiner Ehre und zum Wohl des ganzen Leibes Christi und der verlorenen Welt!

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