Freundschaft #3
Wenn wir Freundschaften in der Bibel beleuchten, müssen wir auch die Schilderungen zu Hiob und seinen Freunden aufnehmen.
Es war menschlich eine Tragödie, die Hiob ereilte. Gottes Wort beschreibt ihn als “vollkommen und rechtschaffen und gottesfürchtig und das Böse meidend” (Hiob 1:1). Dennoch ereilten in schneller Abfolge verheerende Unglücke, die Satan in seinem Leben bewirkte:
- Die Sabäer überfielen seine Herden von Rindern und Eselinnen und töteten die Knechte,
- Feuer Gottes fiel vom Himmel und verbrannte das Kleinvieh und die Knechte,
- die Chaldäer raubten die Kamelherden und erschlugen die Knechte und
- während eines gemeinsamen Essens stürzte das Haus ein, in dem seine Söhne und Töchter speisten.
Im späteren Verlauf lesen wir zudem, dass Satan Hiob selbst antastete:
“Und der Satan ging vom Angesicht des HERRN weg, und er schlug Hiob mit bösen Geschwüren, von seiner Fußsohle bis zu seinem Scheitel.” (Hiob 2:7)
Nun saß dieser gerechte Mann Gottes in der Asche, die sehr gut sein verbranntes Lebenswerk verbildlicht und schabte seine Wunden. Die Aussage von Hiob Ehefrau, sich von Gott loszusagen und zu sterben, war sicher auch nicht einfach zu verkraften, auch wenn Hiobs Antwort (“Du redest wie eine der Törinnen” und “Sollten wir nicht”) zeigt, dass diese sie nicht entzweite.
Wenden wir uns nun den drei Freunden Hiobs zu. Es erstaunt, dass wir von den drei Freunden Hiobs lesen, offenbar hatte er keine weiteren Freunde. Lesen wir dazu einige Verse auch dem Buch der Sprüche:
“4 Reichtum verschafft viele Freunde; aber der Geringe – sein Freund trennt sich von ihm. […] 6 Viele schmeicheln einem Edlen, und alle sind Freunde des Mannes, der Geschenke gibt.” (Sprüche 19:4-6)
Eigentlich hätte Hiob auf Grundlage seines Reichtums sehr viele Freunde haben müssen; die Freundschaft mit seinen drei Freunden gründete sich also offenbar auf seine Eigenschaften als als vollkommener, rechtschaffener und gottesfürchtiger Mann, der das Böse mied.
“11 Und die drei Freunde Hiobs hörten all dieses Unglück, das über ihn gekommen war; und sie kamen, jeder aus seinem Ort: Eliphas, der Temaniter, und Bildad, der Schuchiter, und Zophar, der Naamatiter; und sie verabredeten sich miteinander, zu kommen, um ihm ihr Beileid zu bezeugen und ihn zu trösten. 12 Und sie erhoben ihre Augen von fern und erkannten ihn nicht; da erhoben sie ihre Stimme und weinten, und sie zerrissen jeder sein Gewand und streuten Staub auf ihre Häupter himmelwärts. 13 Und sie saßen mit ihm auf der Erde sieben Tage und sieben Nächte; und keiner redete ein Wort zu ihm, denn sie sahen, dass der Schmerz sehr groß war.” (Hiob 2:11-13)
Ein kurzer Einschub: Elihu wird kein Freunde Hiobs genannt, auch Gottes spätere Kritik richtete sich gegen Eliphas uns seine beiden Freunde. Elihu war ein Busiter, stammte also wohl aus der nordarabischen Gegend.
Die drei Freunde Eliphas, Bildad und Zophar erfuhren von dem ganzen Unglück, das Hiob getroffen hatte und wir lesen eine sehr rührende Reaktion:
“Und die drei Freunde Hiobs hörten all dieses Unglück, das über ihn gekommen war; und sie kamen, jeder aus seinem Ort: Eliphas, der Temaniter, und Bildad, der Schuchiter, und Zophar, der Naamatiter; und sie verabredeten sich miteinander, zu kommen, um ihm ihr Beileid zu bezeugen und ihn zu trösten.” (Hiob 2:11)
Wir hatten in dieser Serie bereits von Jonathan gelesen, der David in seiner Isolation aufsuchte, um dessen Hände in Gott zu stärken (1.Samuel 23:15). Es gibt viel Leid in der Herde Gottes und auch in Freundeskreisen. Es ist doch eine schöne Anregung, sich als Freunde abzustimmen, den Freund zu besuchen und ihm Beistand und Trost zukommen zu lassen.
“12 Und sie erhoben ihre Augen von fern und erkannten ihn nicht; da erhoben sie ihre Stimme und weinten, und sie zerrissen jeder sein Gewand und streuten Staub auf ihre Häupter himmelwärts. 13 Und sie saßen mit ihm auf der Erde sieben Tage und sieben Nächte; und keiner redete ein Wort zu ihm, denn sie sahen, dass der Schmerz sehr groß war.” (Hiob 2:12-13)
Die Freunde kamen nun bei Hiob an, erkannten diesen aber nicht – ein deutlicher Beleg, wie schlimm es um Hiob gestanden haben muss. Die Freunde ließen sich aber nicht abhalten oder beirren, sondern tauchten – bildlich gesprochen – in Hiobs Leid ein und teilten seine Not und Trauer.
Wir wissen, dass die Freunde später sehr deutlich und scharf argumentierten, was offensichtlich eine Reaktion auf Hiobs Worte war. Zu diesem Zeitpunkt aber identifizierten sie sich mit Hiobs Leid, verharrten in seiner Nähe und schwiegen im Anerkennen seines großen Schmerzes.
Auch das sollte eine Anregung für uns sein. Wie schnell können wir im Ansinnen, guten Rat zu geben, mangels Identifikation mit dem Leidenden und Kenntnis der inneren Verfassung unseres Freundes takt- und respektlos handeln. Die Freunde prüften nicht zuerst, ob der große Schmerz überhaupt angemessen war oder wie einfach der Schmerz auf Gott gelegt werden könnte. Nein, sie sahen ihren Freund leiden, litten mit und verharrten schweigend bei ihm.
Wenn wir leidende Freunde haben, sollten wir also einen weisen Rat aus Sprüche berücksichtigen:
“Öl und Räucherwerk erfreuen das Herz, und die Süßigkeit eines Freundes kommt aus dem Rat der Seele.” (Sprüche 27:9)
Das Leid unseres Freundes muss eine “Seelen-Angelegenheit” sein – wie im Bild des barmherzigen Samariters also ein inneres Bewegtsein (Lukas 10:33) – und keine bloße “Kopfsache”.
Wir kennen wohl den folgenden, sehr kritischen Disput zwischen Hiob und seinen Freunden, wie auch mit Elihu. Viele Vorwürfe und Unterstellungen wurden geäußert, wir können hier leider nicht auf im Einzelnen auf sie eingehen. Wir sollten uns aber vor Vermutungen hüten, dass der Betroffene von Gott gestraft wird (Hiob 4:7-8) und auch seine Kinder wegen ihrer Übertretung gerichtet wurden (Hiob 8:2-3).
Doch wie kann diese kritische Betrachtung mit einem Blog-Beitrag pro Freundschaft in Einklang stehen? Schlagen wir einen Bogen zum letzten Kapitel des Buches Hiob:
“7 Und es geschah, nachdem der HERR diese Worte zu Hiob geredet hatte, da sprach der HERR zu Eliphas, dem Temaniter: Mein Zorn ist entbrannt gegen dich und gegen deine beiden Freunde; denn nicht geziemend habt ihr von mir geredet wie mein Knecht Hiob. 8 Und nun nehmt euch sieben Stiere und sieben Widder und geht zu meinem Knecht Hiob und opfert ein Brandopfer für euch. Und Hiob, mein Knecht, möge für euch bitten; denn ihn will ich annehmen, damit ich nicht an euch tue nach eurer Torheit; denn nicht geziemend habt ihr von mir geredet wie mein Knecht Hiob. 9 Da gingen Eliphas, der Temaniter, und Bildad, der Schuchiter, und Zophar, der Naamatiter, und taten, wie der HERR zu ihnen geredet hatte; und der HERR nahm Hiob an. 10 Und der HERR wendete die Gefangenschaft Hiobs, als er für seine Freunde betete; und der HERR mehrte alles, was Hiob gehabt hatte, um das Doppelte.” (Hiob 42:7-10)
Wir haben viele Kapitel mit verletzenden Aussagen übersprungen, von denen viele eine Freundschaft hätten zerbrechen lassen können.
Dennoch lesen wir in Vers 10, dass Hiob für seine Freunde betete. Diese hatten sich unter Gottes Urteil gestellt, Brandopfer zur Sühnung ihrer Schuld geopfert und Hiob gebeten, gegenüber Gott für sie zu bitten. So siegte Gottes Wille über die bösen Worte und die drohende Entfremdung und Entzweiung und die Freundschaft überwand selbst diesen kritischen Konflikt.
Auch zwischen christlichen Freunden kann es zu deutlichen Auseinandersetzungen kommen, das durch Fehlverhalten aller Beteiligten flankiert wird. Wir sehen aber am Beispiel Hiobs, dass keine Position auf seinem Recht bestand und das tat, was die weitere Freundschaft stärkte und wohl auch auf ein höheres Niveau hob.
Diese Treue und Loyalität, die Hiobs Freunde in seine Umstände “eintauchen” ließ, war für sie sicher schwer und belastend. Sie wollten Hiob seine Last aber nicht allein tragen lassen und so fand er in seiner Not treue Begleiter: Im Gegensatz zu den “früheren Bekannten” (Hiob 42:11) suchten sie ihn in seiner Not auf und harrten bei ihm bis zum Ende der Erprobung aus. Ein schönes Vorbild für unsere Freundschaften!