20 Jan

Das Wort der Wahrheit recht teilen

Wir greifen in diesem Beitrag ein Thema auf, das wir bereits zuvor betrachtet hatten. Im seelsorgerlichen Bereich hatten wir zu diesem Thema aber Hilfsbedarf im Kontext der “Heilssicherheit”, weshalb wir hier im Campus auch darauf eingehen und Empfehlungen daraus ableiten möchten.

Einleitung

Gottes Wort ist die Wahrheit und von Gott selbst inspiriert. Es ist und bleibt gültig und das lebendige und bleibende Wort Gottes, das in sich selbst Macht und Wirksamkeit hat:

“23 die ihr nicht wiedergeboren seid aus verweslichem Samen, sondern aus unverweslichem, durch das lebendige und bleibende Wort Gottes” (1.Petrus 1:23)

“12 Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist, sowohl der Gelenke als auch des Markes, und ein Beurteiler der Gedanken und Überlegungen des Herzens; 13 und kein Geschöpf ist vor ihm unsichtbar, sondern alles ist bloß und aufgedeckt vor den Augen dessen, mit dem wir es zu tun haben.” (Hebräer 4:12-13)

Zudem ist die Gesamtheit des Wortes Gottes zu unserer Belehrung und zu unserem Nutzen gegeben und eine alternativlose Richtlinie für unser Leben:

“4 Denn alles, was zuvor geschrieben worden ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben, damit wir durch das Ausharren und durch die Ermunterung der Schriften die Hoffnung haben.” (Römer 15:4)

“9 Lasst uns auch den Christus nicht versuchen, wie einige von ihnen [ihn] versuchten und von den Schlangen umgebracht wurden. […] 11 Alle diese Dinge aber widerfuhren jenen als Vorbilder und sind geschrieben worden zu unserer Ermahnung, auf die das Ende der Zeitalter gekommen ist.” (1.Korinther 10:9-11)

Es ist – trotz aller Gültigkeit und Relevanz – aber wichtig, den Adressatenkreis, Kontext und Hintergrund der jeweiligen Bücher, Kapitel und Verse zu beachten: wir würden ja auch keine Aussagen des Segen Jakobs 1:1 für uns in Anspruch nehmen.

Wenn wir diese Untersuchung und Unterscheidung nicht vornehmen, können wir uns sonst auf Inhalte stützen, die gar nicht an uns adressiert sind und – zu unrecht! – von Gott enttäuscht sein. Im seelsorgerlichen Bereich ein häufiger Initiator von Glaubenskrisen. So ist es Gott möglich, dass wir – wie Elia – nach einer Mahlzeit 40 Tage und Nächte durchwandern können (1.Könige 19:4-8) – wir sollten es aber nicht voraussetzen.

Johannes 10 im Kontext des Heils

Die gängige These solcher, die nicht an Heilssicherheit glauben, ist die Möglichkeit, nicht auf den Hirten hören und ihm nicht folgen zu wollen. Das wird als Argument genommen, dass wir vom rettenden Glauben abfallen, also das Heil verlieren können. Wie können wir das Wort hier recht teilen? Lesen wir zunächst den Bibelabschnitt:

“1 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer nicht durch die Tür in den Hof der Schafe eingeht, sondern woanders hinübersteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber. 2 Wer aber durch die Tür eingeht, ist Hirte der Schafe. 3 Diesem öffnet der Türhüter, und die Schafe hören seine Stimme, und er ruft seine eigenen Schafe mit Namen und führt sie heraus. 4 Wenn er seine eigenen Schafe alle herausgeführt hat, geht er vor ihnen her, und die Schafe folgen ihm, weil sie seine Stimme kennen. 5 Einem Fremden aber werden sie nicht folgen, sondern werden vor ihm fliehen, weil sie die Stimme der Fremden nicht kennen. 6 Dieses Gleichnis sprach Jesus zu ihnen; sie aber verstanden nicht, was es war, das er zu ihnen redete. 7 Jesus sprach nun wiederum zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ich bin die Tür der Schafe. 8 Alle, die vor mir gekommen sind, sind Diebe und Räuber; aber die Schafe hörten nicht auf sie. 9 Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich eingeht, so wird er errettet werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden. 10 Der Dieb kommt nur, um zu stehlen und zu schlachten und zu verderben. Ich bin gekommen, damit sie Leben haben und es in Überfluss haben. 11 Ich bin der gute Hirte; der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe. 12 Der Mietling aber und der nicht Hirte ist, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht; und der Wolf raubt sie und zerstreut die Schafe. Der Mietling aber flieht, 13 weil er ein Mietling ist und sich nicht um die Schafe kümmert. 14 Ich bin der gute Hirte; und ich kenne die Meinen und bin gekannt von den Meinen, 15 wie der Vater mich kennt und ich den Vater kenne; und ich lasse mein Leben für die Schafe. 16 Und ich habe andere Schafe, die nicht aus diesem Hof sind; auch diese muss ich bringen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde, ein Hirte sein. […] 24 Da umringten ihn die Juden und sprachen zu ihm: Bis wann hältst du unsere Seele hin? Wenn du der Christus bist, so sage es uns frei heraus. 25 Jesus antwortete ihnen: Ich habe es euch gesagt, und ihr glaubt nicht. Die Werke, die ich in dem Namen meines Vaters tue, diese zeugen von mir; 26 aber ihr glaubt nicht, denn ihr seid nicht von meinen Schafen, wie ich euch gesagt habe. 27 Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; 28 und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben. 29 Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters rauben. 30 Ich und der Vater sind eins.” (Johannes 10:1-30)

Im Fall der Begebenheit aus Johannes 10 zeigt sich deutlich, warum es sich empfiehlt, zunächst den ganzen Abschnitt durchzulesen und diesen dann auf Reizworte zum besseren Verständnis zu untersuchen.

So fällt uns in Vers 16 auf, dass der Herr von der einen Herde als Ziel spricht: es muss also mehrere geben – was auch der Schlüssel zur rechten Unterscheidung ist. Die primär beschriebene Herde ist hier Israel, was bedeutet, dass die Anforderungen und Verheißungen ebenfalls an Israel gerichtet sind – und für uns nicht heilsrelevant sind! Auf uns bezogen lesen wir in Vers 16, dass wir ihn hören werden und Christus uns bringen muss. Wie sollten wir uns widersetzen können oder wollen, wenn die Posaune schallt (1.Thessalonicher 4:16-17)?

Johannes 15 im Kontext des Heils

Wir widmen und jetzt einem häufig verwendeten Bild der Bibel, der Rebe am Weinstock. Lesen wir zunächst den Bibeltext (auf den Grund für den Fettdruck gehen wir noch ein):

“1 Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weingärtner. 2 Jede Rebe an mir, die nicht Frucht bringt, die nimmt er weg; und jede, die Frucht bringt, die reinigt er, damit sie mehr Frucht bringe. 3 Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. 4 Bleibt in mir, und ich in euch. Wie die Rebe nicht von sich selbst aus Frucht bringen kann, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt. 5 Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, dieser bringt viel Frucht, denn außer mir könnt ihr nichts tun. 6 Wenn jemand nicht in mir bleibt, wird er hinausgeworfen {oder: hinweggeworfen} wie die Rebe und verdorrt; und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen.” (Johannes 15:1-6)

Die häufig geäußerte These ist, dass wir – wie die Rebe – am Weinstock bleiben müssen, um das Heil in Christus zu bewahren: Steht das nicht ausdrücklich in Vers 5, dass wir – wie die Rebe am Weinstock – auch wie in Christus bleiben müssen? Hier hilft uns der Kontext, Gottes Wort recht zu teilen.

Der Kontext ist eine Rebe am Weinstock. Eine Rebe ist immer am Weinstock, nicht im Weinstock – sonst würde ein Wegnehmen der Rebe auch den Weinstock zerstören.

Wir haben Euch im Bibeltext fett markiert, wo im Grundtext ein und dieselbe Vokabel benutzt wird, nämlich die Präposition “εν” (sprich: en). Diese Präposition wird in der Bibel auf 30 Weisen übersetzt, das könnt Ihr gern in Studienbibeln etc. nachschlagen (oder hier klicken). Der Kontext (Rebe am Weinstock) sollte also bestimmen, ob wir “εν” in diesem Bilde mit z.B. in oder an übersetzen. Zweifelsohne ist an hier die richtige Wahl, da wir uns in Johannes 15 im Alten und nicht im Neuen Bund befinden. Natürlich konnten die Adressaten abfallen und verloren gehen, das ist ganz klar biblische Lehre. Ebenfalls klar ist aber, dass man nur abfallen kann, wenn man an etwas ist – im Gegensatz zu den Christen des Neuen Bundes, die in Christus sind. Bildlich gesprochen: wenn Du an der Arche gewesen wärest, hättest Du Dich natürlich gut festhalten müssen, um nicht abzufallen. Als wiedergeborene Christen befinden wir uns aber bildlich in der Arche, sind also in Christus.

Als kurze Ergänzung: wir finden in den ganzen wunderbaren Bildern des Neuen Bundes bzgl. des “in Christus” kein Abfallen etc.: so finden wir beim geistlichen Haus (1.Petrus 2:4-5) nichts nicht von herausgeworfenen Steinen und beim Leib Christi (1.Korinther 12) nicht die Option abgestorbener und wegzuwerfender Gliedmaßen.

Zusammenfassung

Wir hoffen, die Notwendigkeit des rechten (Ein-/Unter-)Teilens biblischer Inhalte verständlich vermittelt zu haben. Es kann nun die Frage aufkommen oder Unwohlsein entstehen, ob wir dadurch Teile des Wortes Gottes beiseite setzen oder vernachlässigen. Wir halten es aber für wichtig, dass wir – so, wie wir es bei alttestamentlichen Inhalten tun – auch im Neuen Testament unterscheiden, was Alter und was Neuer Bund ist, wo z.B. Gemeinden (Christen) adressiert werden und wo z.B. Hebräer (adressiert als einziger Brief des Neuen Testaments Christen und Nichtchristen, deshalb wird dort auch die Möglichkeit des Abfallens genannt) angeschrieben werden.

Aber vergleiche selbst einmal den gewaltigen Segen, “in Christus” zu sein, anhand von Epheser 1 mit den zuvor gelesenen Schilderungen aus Johannes 10/15. Sollte uns das nicht zur Anbetung führen?

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